Stadtwerke sind verlässliche Allroundtalente, wenn es um die kommunale Daseinsvorsorge geht. Die Bürger sprechen den kommunalen Versorgern ihr Vertrauen aus. Doch in Anbetracht von Energiewende und Digitalisierung stehen die rund 900 Stadtwerke großen Herausforderungen gegenüber: Sicherung der gegenwärtigen und zukünftigen Daseinsvorsorge für die Menschen in den Kommunen bei gleichzeitiger Weiterentwicklung von neuen rentablen Geschäftsmodellen. Ein Kraftakt im laufenden Betrieb!
Laut der aktuellen Studie von PwC sind Stadtwerke zunehmend verunsichert und verspüren einen steigenden Veränderungsdruck. Branchenfremde Akteure stoßen mit neuen Geschäftsmodellen in den Markt, dies führt zu einer Intensivierung des Wettbewerbs. Strategische Entscheidungen müssen umso mehr wirtschaftlich sinnvoll sein. Es gilt, sich mit neuen Angeboten zu positionieren.
Dass Stadtwerke für die zukünftige Ausgestaltung der Daseinsvorsorge bereits heute in unterschiedliche Rollen schlüpfen und hierbei zwischen Agilität und Restriktionen agieren müssen stellt Michael Ebling, Präsident des VKU, im Eröffnungsbeitrag der aktuellen Ausgabe vor. Schaut man in die Zukunft, so sieht man bereits heute: Stadtwerke sind nicht nur die Garanten für die Versorgung vor Ort sondern auch die Innovationstreiber in der Energiewirtschaft. Die guten Ideen kommen dafür heute von außen – von Startups und Entwicklern, die mit ihren Innovationen neue Produkte und Dienstleistungen für die Stadtwerke entwickeln.
Ralf Schürmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Peine, stellt den digitalen Begegnungsort von Stadtwerken und Startups in seinem Beitrag über die „STADTWERKE MALL“ vor, die bereits von mehr als 120 kommunalen Versorgern zur Weiterentwicklung des eigenen Portfolios genutzt wird. Die Stadtwerkebetreiber übernehmen hierbei für die Versorgungsgewährleistung der Region große Verantwortung. Ihre Entscheidungsgrundlage für eine nachhaltige und langfristige Ausrichtung des eigenen Unternehmens steht dabei einer wachsenden Komplexität von sich verändernden Marktbedingungen gegenüber. Die DEW21-Chefin Heike Heim plädiert in ihrem Beitrag für eine Schonungslosigkeit im Strategieprozess bei der Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern und verdeutlicht dies am Beispiel der urbanen Wärmewende in Dortmund.
Kombiniert man bei Google die Wörter Blockchain und Stadtwerke, so werden einem um die 40.000 Ergebnisse angezeigt. Stehen diese Treffer für eine Evidenz, dass Blockchain eine zentrale Rolle in der Zukunft von Stadtwerken spielen wird? Dass diese Frage eines kritischen Blicks bedarf, zeigt Dr. Ines Zenke und wird mit ihrer Antwort so manchen Leser überraschen.
Die Digitalisierung ist für kommunale Energieversorger nicht nur eine riesige Chance, neue Produkte und Dienstleistungen durch den Aufbau einer digitalen Infrastruktur voranzutreiben und Kunden neuartige Mehrwerte anzubieten. Die Digitalisierung birgt zugleich die größten Risiken und Gefahren, ist sie doch das Einfallstor für Angriffe von außen. Die ASEW ist Partner im Konsortium des Forschungsprojekts SIDATE, das Instrumente zum Schutz vor Cyberattacken besonders für kleine und mittlere Stadtwerke entwickelt. Daniela Wallikewitz, Geschäftsführerin der ASEW, stellt in ihrem Beitrag vor, wie man als kommunaler Versorger mit Hackern Schritt halten kann.
Die Komplexität der Energiewende erschwert oftmals Entscheidungen für die Zukunft, die Datenflut erscheint unendlich und stetige Marktbeobachtungen sind aufwendig und erfordern viel Personal und Know-How im eigenen Haus. Die Erstellung und Nutzung von Strommarkt- und Energiesystemmodellen sind nur mit umfangreichen aktuellen Datensätzen hilfreich – für einen kommunalen Akteur oftmals eine zu große Aufgabe. Im Jahr 2017 ging der Preis „Deutschland Land der Ideen“ an die Entwickler von „Open Power System Data“. Mit ihrer Lösung einer offenen Online-Datenplattform vereinfachen sie das bisher aufwendige Verfahren von Modellierungsaktivitäten von Energieunternehmen und bieten damit gesicherte Grundlagen für Investitionsentscheidungen – auch für kommunale Versorger.
Eines ist gewiss: In der Gegenwart können wir die Zukunft gestalten. Mit gegenwärtig guten Entscheidungen kann man also zuversichtlich in die Zukunft schauen. Ich hoffe, dass wir Ihnen mit der Artikelauswahl Anregungen geben können und wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.